An einem Samstagmorgen auf der Suche nach Nahrung für ihre Familie, verirrt sich eine kleine Ameise in ein Auto. Sie bemerkt nicht wo sie sich befindet, ist sie doch nur dem süßen Duft von Apfelsaft gefolgt. Sie hört Stimmen rufen: „Papa können wir endlich los fahren?!“, und beginnt langsam zu realisieren, wo sie sich hin verlaufen hat. Doch gerade als das kleine verletzliche Wesen, das stinkende Metallding verlassen will fallen die Türen zu und die Reise beginnt. Panik keimt auf. „Wo geht es hin? Was geschieht mit mir? Werde ich jemals wieder nach Hause zurück kehren?“, hört man sich die Ameise fragen. „Jetzt bloß einen kühlen Kopf bewahren, du wirst schon wieder Heim kommen.“, beruhigt sich die kleine Ameise selbst und beschließt heute an diesem schönen Samstag ein Abenteuer zu erleben.
Es geht in die Großstadt. Auf der Fahrt blickt das Wesen aus dem fahrenden Auto und ist erstaunt, wie groß hier alles ist. Die Häuser sind alle größer als zu Hause, sogar größer als die Bäume, die in ihrem Wald wachsen. In den anderen Vehikeln sieht sie gestresste und wütende Menschen. Hupend und schreiend. Sie weiß nicht, wieso sie so wütend sind aber sie weiß, dass das nicht gesund sein kann. Ständig so angespannt Auto zu fahren. Sie fragt sich, wieso die Menschen nicht einfach einmal das Wetter und die warme, frische Frühlingsluft genießen. Weitere Gedanken über die anderen Menschen kann sich die Ameise aber nicht machen, da sie die anderen, die vielen neuen, Eindrücke versucht zu verarbeiten. Das Auto wird langsamer, der Fahrer setzt den Blinker und parkt ein. Die Tür geht auf und alle Insassen steigen aus, auch die kleine Ameise schafft es, bevor die Türe wieder zufällt.
„Stinkt das hier!“, denkt sich die Ameise: „Die Luft bei uns im Wald ist viel frischer!“. Jetzt weiß sie auch, warum sich die Menschen nicht den Fahrtwind ins Gesicht blasen lassen, sondern die Klimaanlage soweit aufdrehen, dass sie es sogar im Hochsommer schaffen sich eine Erkältung zu holen.
„ACHTUNG!“, ein Kind springt zur Seite. Das kleine Tier sieht nur noch, wie ein Radfahrer rücksichtslos auf dem Gehweg fast ein Kind überfahren hätte. Auch das Geschrei und Gehupe ist jetzt, wo die Ameise an der frischen Luft ist noch, lauter. „Kein Wunder, dass hier alle so gestresst sind. Hier kommt ja nie jemand zur Ruhe bei dem Lärm.“, denkt sich die kleine Ameise. Die Menschen hetzen an ihr vorbei, drängeln und schubsen. Niemand scheint wahrzunehmen, was um ihn herum passiert. Jeder lebt für sich alleine.
Die Ameise macht sich auf den Weg, die schönen Dinge der Stadt zu erkunden. Aber schon die ersten Meter des Weges kosten die Ameise viel Kraft. Ständig muss sie darauf achten nicht tot getrampelt zu werden. Die Stadt verzeiht nicht, wenn man schwach ist. Man muss stark sein. Doch das zierliche Wesen ist zu schwach. Die Ameise beschließt wieder zurück zum Auto zu gehen und dort zu warten, um wieder zurück zu ihrer Familie zu fahren. In ihre bekannt Umgebung, wo sich noch um den anderen gekümmert wird. Zurück in die Geborgenheit der Familie und Freunde.
Langsam dreht sie sich um aber der Blick zurück lässt die Ameise erstarren. Das Auto ist weg. Wie soll sie jetzt nach Hause kommen, um den weiten Weg zu Fuss zurück zu legen fehlt ihr die Kraft. Panisch rennt sie in Richtung des leer scheinenden Parkplatz. „Vielleicht, irre ich mich ja im Parkplatz und das Auto ist doch noch da.“, hofft die völlig verzweifelte Ameise. Blind rennt sie, schneller und schneller, sie schreit und nimmt keine Rücksicht auf andere, die auch in der Stadt unterwegs sind. Sie bemerkt nicht den Schatten, der sich über sie legt, sie rennt einfach weiter. Sie nimmt nichts mehr wahr. Bis es plötzlich schwarz wird.